Bens Streifzüge durch Frankreich

Hallo, ich bin Ben. Bestimmt hast du schon von meinem Streifzug durch Frankreich in der agrarKIDS gelesen. Nun habe ich aber so viel erlebt, dass noch ganz viel von meiner Reise zu erzählen ist…

Am Freitag ging es los. In Frankreich kam ich rechtzeitig zum Abendessen an. Das war für mich besonders spannend, da Frankreich berühmt ist für seine Esskultur. Vor dem Essen wusch ich mir die Hände und setzte mich an den Tisch. Viele leckere Sachen gab es da! Zwiebelsuppe, Flammkuchen, Quiche und noch viel mehr türmten sich vor mir auf. Alles schmeckte toll, am allerbesten das Ratatouille, ein bunter Gemüseeintopf. Zum Nachtisch gab es dann noch eine Crème brûlée. Nach so vielen leckeren Sachen war ich satt und schläfrig. Ich half, den Tisch abzuräumen, putze ich mir noch die Zähne und ging zu Bett.

Am nächsten Morgen stand ich ganz früh auf. Ich konnte es gar nicht erwarten, mit meinen Abenteuern loszulegen. Nach einem guten Frühstück ging es los. Natürlich hatte ich auch einen Plan: Starten wollte ich im Norden und dann quer durch das Land reisen! So kann ich so viel wie möglich von Frankreich sehen. Nur ein Problem gab es: wie sollte ich vorangehen? Es war viel zu weit um zu Fuß zu gehen, und mein Fahrrad hatte ich zu Hause gelassen. Grübelnd ging ich die Straße entlang. So in Gedanken fiel mir nicht auf, dass mir jemand entgegenkam und ich rempelte die weiße Gestalt an. „Pardon!“ sagte ich sofort. Beim Anblick meines Gegenübers klappte mir der Mund auf. Ich war nicht mit einem Menschen zusammengestoßen, sondern mit einem Pferd! Einem weißen Camargue-Pferd. Schnell stellte ich mich vor: „Hallo, ich bin Ben. Ich bin zu Besuch hier in Frankreich und möchte mir alles anschauen.“ Das Camargue-Pferd wieherte leise und erlaubte mir, es zu streicheln. Für eine Weile stand wir nur so da. Ich freute sich sehr, dass ich einen neuen Freund gefunden hatte. Dann kam mir eine Idee:„Sag mal liebes Camargue-Pferd, wollen wir vielleicht zusammen durch Frankreich reisen?“ Als Antwort folgte ein zustimmendes Wiehern. Da freute ich mich unglaublich und kletterte auf den Rücken des Pferdes. Und schon ritten wir los.

„Auf nach Norden in die Normandie!“ rief ich laut. Auf dem Rücken des Pferdes fühlte ich mich echt wie ein Ritter auf dem Weg ins Abenteuer. Schnell wie der Wind waren wir unterwegs – vorbei an Flüssen und Wäldern und viele Städte. Bald waren wir an unserem ersten Ziel angekommen. Das Camargue-Pferd stoppte an einem Strand und ich sprang vom Pferd. Vor uns lag der Ärmelkanal, ein Meeresarm, der zwischen England und Frankreich verläuft. Doch ich bestaunte nicht das Wasser, sondern die riesigen Klippen, die sich vor mir erhoben. Die Felsklippen von Étretat heißen sie. Ganz weiß erheben sie sich über dem Meer und sind berühmt für ihre außergewöhnlichen Bögen. Sie sehen aus, als würden sich Tore in den Felsen öffnen. Die Felsen sind vor Millionen von Jahren entstanden und bestehen aus weißem Kalkgestein und Kieselgestein. Das Camargue-Pferd und ich gingen eine Weile am Strand spazieren. Als wir uns alles genau angesehen hatten, machten wir uns auf zu ihrem nächsten Ziel: Das Elsass.

Das Elsass ist eine Region an den Grenzen zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Der Rhein ist der Hauptfluss, der sich durch dieses Gebiet schlängelt. Unser Ziel war die Stadt Colmar. Hier gibt es viele alte, wunderschöne bunte Fachwerkhäuser. Man kann vom Fluss Lauch aus alles anschauen. Deshalb wird die Stadt auch „Das kleine Venedig“ genannt. Wir ritten am Fluss entlang, besuchten das Spielzeug-Museum der Stadt und erreichten dann unser letztes Ziel in der Stadt: die Freiheitsstatue. Ja, ihr habt richtig gelesen, wir sind aber immer noch in Frankreich. Auguste Bartholdi, ein Bildhauer dieser Stadt, wurde hier 1834 geboren. Er hat die weltberühmte Statue entworfen – die Freiheitsstatue von New York. In Colmar steht eine Kopie der Statue. Colmar ist sehr stolz auf seinen berühmten Künstler, deswegen wurde zu seinem 100. Todestag im Jahr 2004 die Statue errichtet.

Vom Colmar im Osten ritten wir gen Westen zur Insel Oléron. Das ist die zweitgrößte Insel Frankreichs. Die Insel erreichten wir über eine große Brücke. Auf der Insel angekommen, besuchten wir das Freiluftmuseum Port des Salines (übersetzt heißt das „Hafen der Salinen“). Hier erfuhren wir einiges über die traditionelle Meersalzgewinnung. Wir zogen weiter zu den bunten Hütten der Austernzuchthäfen. Ich hatte Hunger und ging in ein Restaurant, um die Austern zu probieren. Auf meine Frage „Wie ist man Austern?“, bekam ich eine einfache Antwort: Man isst sie nicht, man schlürft das Austernfleisch. Zuvor muss das Fleisch aber von der Schale gelöst werden. Dazu verwendet man die Austerngabel. Austern schmecken ein wenig nach Meerwasser, leicht nussig und ihr Fleisch ist überraschend fest. Sie werden mit einem Hauch Zitrone beträufelt und mit frisch gemahlenem Pfeffer bestreut. Mein Camargue-Pferd konnte sich dafür nicht begeistern und suchte sich eine schöne, saftig grüne Wiese. Nachdem wir beide satt waren, schwang ich mich wieder auf den Rücken des Pferdes und mit einem Umweg über das Weingebiet verließen wir die Insel.

Für ihren letzten Stopp reisten wir in den Süden. Ich wollte unbedingt den Herkunftsort meines Begleiters sehen, die Camargue, bevor meine Reise zu Ende ging. Die Camargue ist ein Feuchtgebiet, dass von vielen Kanälen durchzogen wird. Dort finden sich neben den Camargue-Pferden auch viele andere Tiere. Besonders bekannt sind die schwarzen Stiere und Flamingos. In der Camargue angekommen, trafen wir gleich einige Artgenossen des Pferdes und gemeinsam zogen wir weiter und besuchten einen traditionellen Stierkampf. Früher waren Stierkämpfe sehr gefährlich für Mensch und Tier, wobei der Stier meistens zu Tode kam. In der heutigen Zeit hat es sich geändert und jeder passt auf, dass weder dem Torero noch dem Stier etwas zu stößt. Damit kann die Tradition weiterleben. Am späten Nachmittag gingen wir noch zu einem Markt, wo ich mir noch eine Brioche für den Heimweg kaufte. Nun nahte der Abschied: Das Camargue-Pferd wollte zu seinen Artgenossen und blieb hier. Nach einer letzten Umarmung fuhr Ben mit einem TGV – einem superschnellen Hochgeschwindigkeitszug – wieder nach Hause.