Krach im All – Warum ich auf der ISS ständig Schrott ausweichen muss
Ein Blog von Astronautin Mira, 400 Kilometer über der Erde
Heute habe ich wieder mein Müsli fast verloren. Nicht, weil es schwer ist, mit einem Löffel in der Schwerelosigkeit zu essen – das kriege ich inzwischen ganz gut hin. Sondern weil mal wieder Alarm war: Weltraumschrott in Anflug!
Hier oben, auf der Internationalen Raumstation (ISS), sausen uns ständig alte Raketenstufen, kaputte Satelliten und sogar winzige Farbsplitter um die Ohren. Ja, richtig gelesen: Farbe! Wenn so ein Lackteil mit über 25.000 Kilometern pro Stunde auf etwas trifft, wird es zu einem Mini-Meteoriten. Bei dieser Geschwindigkeit kann sogar eine verlorene Schraube schlimmer sein als ein Wespenstich mitten ins Raumschiff.
Ein Schrottplatz über unseren Köpfen
Das ist keine Science-Fiction, sondern mein Alltag. Manchmal müssen wir der fliegenden Gerümpel-Parade ausweichen – richtig mit Kursänderung und allem. Einmal hat ein Kollege bei einem Außeneinsatz sogar eine Werkzeugtasche verloren. Die flog dann fast ein Jahr lang um die Erde, bevor sie verglühte.
Inzwischen gibt’s da draußen über 40.000 größere Teile, Millionen kleine Brocken – und eine riesige Angst: das Kessler-Syndrom. Das bedeutet, wenn immer mehr Schrott entsteht, weil ständig irgendwas zusammenkracht, könnte der ganze Orbit bald so voll sein wie eine Autobahn ohne Tempolimit. Und wir? Kämen kaum noch raus ins All.
Wer räumt das eigentlich alles auf?
Zum Glück gibt es nicht nur Müll im All, sondern auch Aufräumpläne. Zwei kosmische Schrottplätze existieren bereits: Einer liegt ganz einsam mitten im Pazifik – Point Nemo, der abgelegenste Ort der Erde. Dorthin lenken Raumfahrtagenturen ausgediente Satelliten aus niedrigen Umlaufbahnen, damit sie sicher ins Wasser plumpsen. Mehr als 250 Raumteile wurden dort schon „beerdigt“.
Der zweite Friedhof liegt nicht auf der Erde, sondern im Weltall selbst. In der sogenannten Friedhofsbahn parken kaputte Satelliten, die zu weit draußen kreisten, um zurückgeschickt zu werden. Sie dümpeln dort friedlich vor sich hin.
Aber das reicht nicht mehr. Darum startet die ESA, also die Europäische Weltraumorganisation, bald ein besonderes Projekt: ClearSpace-1 – die erste Müllabfuhr fürs All! Eine fliegende Greifzange soll einen alten Satelliten schnappen und ihn gezielt in die Erdatmosphäre ziehen, wo er sicher verglüht.
Also wenn ihr euch fragt, ob mal ein Stück Strott auf euer Haus fallen könnte: Keine Sorge! Meistens verglühen die Teile in der Atmosphäre.
Ich hoffe, wir schaffen es, unseren kosmischen Vorgarten aufzuräumen. Denn wenn wir nicht aufpassen, wird der Weltraum irgendwann so vermüllt sein, dass wir keine Raketen mehr starten können. Und ich möchte gern noch öfter Müsli essen – in der Schwerelosigkeit, aber ohne Müll-Alarm.
Bis zum nächsten Ausweichmanöver,
Eure Mira aus dem Orbit 🌍✨🛰️
Bild: KI-generiert mit Adobe Firefly
Quellen: https://www.dlr.de/de/ar/themen-missionen/weltraumsicherheit/weltraummuell https://www.dlr.de/de/aktuelles/nachrichten/2025/gemeinsam-gegen-weltraumschrott-9-european-conference-on-space-debris-in-bonn https://www.deutschlandfunk.de/weltraumschrott-weltraum-satelliten-starlink-100.html https://www.esa.int/Space_in_Member_States/Germany/Weltraumschrott_Internationale_Experten_einig_ueber_dringenden_Handlungsbedarf https://www.mdr.de/wissen/astronomie-raumfahrt/wie-gefaehrlich-ist-weltraumschrott-100.html https://dgvn.de/meldung/die-gefahr-ueber-unseren-koepfen-weltraumschrott-und-seine-herausforderungen https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/raumfahrt/weltraumschrott-satelliten-truemmer-bruchstuecke-100.html