Spuk im Wald

Spuk im Wald – Wer raschelt denn dort nachts?

Der Wald ist still und düster in einer kalten Oktobernacht. Nebel hängt zwischen den Bäumen und der Mond wirft silbrige Strahlen auf den Boden. Im Laub raschelt es leise, ein Ast knackt. Schritt für Schritt scheint sich etwas zu nähern. Zwischen den Schatten huscht eine Gestalt. Erst ist sie kaum zu erkennen, dann wird sie deutlicher. Zwei schwarze Augen blitzen im Dunklen hinter einer Maske. Kleine, scharfe Krallen strecken sich aus dem Gebüsch und mit einem letzten Schritt…

… tritt der kleine Waschbär ins Mondlicht. Mit seiner schwarz-weißen Gesichtsmaske sieht er beinahe aus wie ein kleiner Räuber. Doch statt Schätze zu stehlen, sucht er Würmer, Schnecken oder Früchte.

Wenn die Nacht erwacht

Kaum hat sich die Sonne verabschiedet, beginnt die Nacht im Wald. Viele Tiere, die tagsüber sicher in Höhlen, unter Laub oder in Baumhöhlen schlummern, erwachen dann. Igel, Mäuse und Hamster nutzen die Dunkelheit, um gefährlichen Räubern aus dem Weg zu gehen. Andere Raubtiere, wie die Katze, der Fuchs oder die Eule können in der Nacht unerkannt auf die Jagd gehen und für eine kleine Gruppe von nachtaktiven Tieren ist die Abwesenheit der Sonne sogar überlebenswichtig. Viele Insekten, Frösche, Schnecken und Regenwürmer kommen erst nachts hervor, da die Sonne ihnen schaden würde.

Superkräfte für die Dunkelheit

Damit Tiere nachts gut zurechtkommen, müssen sie sich speziell an die Dunkelheit anpassen. Im Laufe der Evolution haben sich die Eigenschaften, die ihnen das Leben in der Nacht erleichtern, immer weiter verbessert und verstärkt.

  • Eulen hören selbst die leisesten Geräusche einer Maus und fliegen völlig lautlos durch den Wald.
  • Fledermäuse nutzen Echoortung: Sie stoßen für uns unhörbare Laute aus, hören das Echo zurück und „sehen“ so im Dunkeln.
  • Katzen verstärken das schwache Mondlicht mit einer speziellen Schicht im Augenhintergrund, daher funkeln ihre Augen so geheimnisvoll in der Nacht.
  • Waschbären verlassen sich auf ihre Pfoten und Tasthaare, um Nahrung blind zu ertasten, selbst wenn der Boden schlammig oder nass ist.

Angst im Dunkeln – und im Hellen?

Wenn die Dunkelheit für uns Menschen angsteinflößend und gruselig ist, fragt man sich, ob nachtaktive Tiere dann im Hellen Angst haben. Tatsächlich reagieren sie auf Licht anders: Ihre Aktivitätszeiten sind angepasst, sie schlafen tagsüber und ruhen sich in geschützten Verstecken aus. Gefahren wie Raubtiere meiden sie, aber die eigentliche „Angst“ im menschlichen Sinn verspüren nur die höchstentwickelten Tiere wie Säugetiere. Kleine Insekten oder Frösche haben dieses Gefühl nicht.

Ein bisschen harmloser Grusel

Wenn der Wald im Mondlicht glitzert und Rascheln zwischen den Bäumen zu hören ist, steckt dahinter kein Spuk, sondern das heimliche Leben von nachtaktiven Tieren. Sie haben sich perfekt an die Dunkelheit angepasst, jeder Sinn geschärft.

 

Quellen:
https://vielleichterer.de/wach-wenn-alles-schlaeft-so-leben-nachtaktive-tiere/
https://naturdetektive.bfn.de/lexikon/zum-lesen/sonstiges/nachtaktive-tiere.html
https://unsplash.com/de/fotos/ein-waschbar-der-mitten-in-einem-wald-sitzt-VEzDhGMlyb8
https://www.outdoor-magazin.com/wandertipps/nachtaktive-tiere/
https://www.br.de/mediathek/podcast/lachlabor/wenn-wir-angst-im-dunkeln-haben-haben-nachtaktive-tiere-dann-angst-im-hellen/2088262