Helden aus dem Tierreich – Landminen-Spürratten

Am 05. Juni 2021 hörten ganz viele Menschen erstmals den Namen Magawa über die Medien, als sie in den Ruhestand verabschiedet wurde. An sich nichts Besonderes, aber hierbei handelt es sich um eine Riesenhamsterratte aus Tanania. „Was, wer?“ werden sich viele gefragt haben. Magawa arbeitete fünf Jahre als Minensucher, vor allem in Kambodscha, und half mit, 71 Landminen zu finden und 38 Sprengkörper zu entschärfen. Für dieses Lebenswerk mit der Goldmedaille geehrt.

Landminen

Landminen sind heimtückische Waffen: Sie sind oft mit dem bloßen Auge nicht sichtbar und lösen aus, wenn Erwachsene oder Kinder unabsichtlich auf sie treten. Betroffene werden getötet oder schwer verletzt. Die genaue Zahl verlegter Minen kennt niemand. Zu den am meisten belasteten Ländern gehören: Afghanistan, Angola, Ägypten, Bosnien und Herzegowina, Laos, Kongo, Kambodscha, Kolumbien, Kroatien, Vietnam.

HeroRats

Die gemeinnützige belgische Organisation APOPO trainiert diese afrikanischen Riesenhamsterratten gemeinsam mit Wissenschaftlern. Die Ratten lernen, Landminen aufzuspüren. Die Dufterkennungstiere mit den Spitznamen „HeroRATs“ (Heldenratten) und „HeroDOGs“ (Heldenhunde) helfen, die Welt von Landminen und Tuberkulose zu befreien – indem sie sicheres Land zur Entwicklung zurückgeben und Menschen von schweren Krankheiten befreien, damit sie wieder auf die Beine kommen können.

 Warum gerade Ratten?

Ratten sind sehr kluge Tiere und lassen sich gut trainieren. Sie haben einen superguten Geruchssinn und sind vom Gewicht her so leicht, dass sie die Landminen nicht auslösen. Von allen Ratten-Arten sind die Riesenhamsterratten ausgewählt. Sie sind in Afrika beheimatet und weit verbreitet und gegen tropische Krankheiten immun. Sie leben 6 – 8 Jahre und man kann sie kostengünstig halten. Ratten, wie Magawa, werden 9 Monate trainiert. Wenn ihr Training abgeschlossen ist, legen sie eine Prüfung ab. Danach beginnen die Ratten mit ihrer Arbeit als Minensucher.

Minensuche

Die Minensuche läuft dank der kleinen Helfer viel schneller ab, als die Suche mit Metalldetektoren. Ratten „erschnüffeln“ nur den Geruch von Sprengstoff ignorieren Schrottmetall. Trotzdem müssen alle sehr vorsichtig sein, denn die Ratten sind zwar zu leicht zum Auslösen der Minen, aber Menschen leider nicht. Deswegen werden in sogenannte „Sicherheitsspuren“ angelegt. Diese 1 – 2 Meter breiten Wege wurden im Vorfeld mit Metalldetektoren abgesucht. Erst danach dürfen die Ratten und ihre menschlichen Begleiter loslegen. Die Ratten suchen das Gebiet nach versteckten Landminen und Sprengkörpern ab. Die Menschen warten in den Sicherheitsspuren. Wenn eine Ratte etwas entdeckt, gibt sie ein Zeichen in dem sie auf dem Boden scharrt. Der Fundort wird mit einem Metalldetektoren abgesucht um herauszufinden, wie man sich der Stelle sicher annähern kann. Danach nähert sich ein Experte der verdächtigen Stelle. Ist die Mine entdeckt und bestätigt, wird sie vor Ort gesprengt.

Magawa in Rente? Wie geht´s weiter?

Für Magawa hat sich diese spannende Arbeit jetzt erledigt. In den letzten fünf Jahren war sie die erfolgreichste Spürratte der Welt, nun in Rente. Sie wird weiterhin in ihrem Umfeld leben und mit ihrem Lieblingsfutter Bananen und Erdnüsse versorgt.

Das Projekt läuft jetzt ohne Magawa weiter. Ihre Nachfolger suchen auch nach Landminen. Sie gibt es noch in vielen Ländern und dadurch werden viele Gebiete für Menschen unbewohnbar. Mit Hilfe von Ratten werden diese Gebiete bereinigt. Erst wenn alle Landminen entdeckt und kontrolliert gesprengt sind, wird das Land für die Bevölkerung geöffnet. Durch die Arbeit der Organisation und der Ratten konnten schon über 25.000 km2 Land wieder bewohnbar gemacht werden.

Bildquelle: https://www.apopo.org/en/media-centre/downloads