Der Regenwurm
Das ganze Wochenende hat es nur geregnet und der Himmel war dunkel. Heute schaut zum ersten Mal seit Tagen ab und zu wieder ein wenig Sonnenlicht durch die Wolkendecke und es ist schon fast frühlingshaft warm. Deshalb entscheidet sich Milian seine Gummistiefel anzuziehen und ein bisschen im Garten zu spielen. Zweimal hat er seinen Fußball, den er zum letzten Geburtstag geschenkt bekommen hat schon ins Tor geschossen, beim dritten Versuch rollt er allerdings knapp daran vorbei, direkt in das noch winterlich kahle Blumenbeet seiner Mutter. Schnell rennt er hinterher um den Ball wieder einzusammeln und einen neuen Schuss zu wagen, doch als er ihn anhebt, entdeckt er dahinter einen kleinen Regenwurm. Neugierig beugt er sich zu ihm hinunter und beobachtet, wie der Regenwurm sich erst langsam ein ganzes Stück über den feuchten Erdboden schiebt und dann beginnt, sich darin zu vergraben, bis er schließlich nicht mehr zu sehen ist. Noch immer betrachtet Milian fasziniert die Stelle, in der der kleine Wurm gerade einfach im Boden verschwunden ist und fragt sich, was er dort jetzt wohl tut. Ihm fällt ein, dass er ein großes Tierlexikon hat will dort nachschauen, was es über Regenwürmer zu wissen gibt. Die Seite, die er sucht hat er im Buch schnell gefunden und beginnt die Bilder dort zu studieren. Die Würmer auf den Bildern sehen zwar alle irgendwie aus wie Regenwürmer, aber trotzdem unterscheiden sie sich voneinander. Manche von ihnen sind ganz kurz und dünn, andere lang und dick. Auf einem der Bilder ist sogar ein dunkelgrüner Regenwurm zu sehen. Gespannt, beginnt Milian den Text über Regenwürmer zu lesen:
„Regenwürmer gehören zu den sogenannten Ringelwürmern, die der Klasse der Gürtelwürmer angehören. In Deutschland gibt es fast 50 verschiedene Arten und auf der gesamten Welt sogar 3.000. Sie gehören zu den Wirbellosen, da sie über keine Wirbelsäule verfügen und können je nach Art zwischen 1,5 Zentimeter und 50 Zentimeter lang werden. Am häufigsten kommt der braun gefärbte Tauwurm vor. Dieser kann etwa 30 Zentimeter lang werden und bis zu drei Meter tiefe Gänge in die Erde graben. Im Jahr 1988 wurde im bayerischen Chiemgau erstmals der smaragdgrüne Regenwurm entdeckt. Die grüne Farbe wird im Bereich der Darmwände produziert und an die Außenhaut getragen. Sie entsteht also nicht durch äußere Einflüsse. Zwar steht der Regenwurm bisher nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten, jedoch gelten zwei Prozent der Regenwurmarten als möglicherweise gefährdet. Ein Regenwurm hat es nicht besonders leicht, denn er hat viele Feinde. Dazu gehören Fressfeinde wie Igel oder Vögel, allerdings machen ihm auch Umwelteinflüsse, der Klimawandel mit trockenen Sommern und große landwirtschaftliche Maschinen zu schaffen. Der Regenwurm ist ein ausgezeichneter Helfer im Garten und in der Landwirtschaft. Er gräbt um, kompostiert, produziert Dünger und sorgt so dafür, dass Pflanzen wieder Nährstoffe zur Verfügung haben. Die langen tiefen Gänge, die der Regenwurm gräbt kleidet er mit seinem Kot aus. Dieser Kot enthält große Mengen von Nährstoffen, die dank dem Ringelwurm auch in tiefere Bodenschichten gelangen. Auch mit Krankheiten befallene Blätter zieht das Tier mit sich in den Boden, wo sie dann schneller von Bakterien zersetzt werden können und sich so die Bodenqualität erhöht. Außerdem steigern die Gänge und Hohlräume das Wasserspeichervermögen des Bodens.“
Milian entdeckt einen Informationskasten mit weiteren spannenden Fakten über Regenwürmer:
- Regenwürmer sind blind, taub und stumm.
- Dass Regenwürmer einfach weiterleben, wenn man sie in der Mitte teilt ist ein Mythos. Wer kann schon mit seinem Hinterteil fressen? Nur solange sich im vorderen Teil noch alle lebenswichtigen Organe befinden und der Darm noch lang genug ist, kann sich dieser Teil regenerieren. Diese Fähigkeit dient eigentlich dafür, ein paar der hinteren Körpersegmente abzuschnüren, falls diese von einem Fressfeind erwischt werden. Eine Verletzung bleibt es allerdings trotzdem, weshalb es zu gefährlichen Infektionen kommen kann.
- Der Name des Regenwurms hängt nicht mit dem Regen zusammen, der vom Himmel tropft. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Name aus dem 16. Jahrhundert stammt, wo der Wurm aufgrund seiner eifrigen Bewegungen als „reger Wurm“ bezeichnet wurde.
- Am 15. Februar ist der Tag des Regenwurms. Er soll auf den Schutz des Tieres und der Bodengesundheit aufmerksam machen.
Milian überlegt, wie er den Regenwürmern in Zukunft ein gemütliches Zuhause im Garten errichten kann. Einen Komposthaufen haben sie schon, der ihnen sicher gefällt. Er fragt seine Mama, ob die Pflanzenschutzmittel ungefährlich und natürlich sind. Im Herbst wird er das Laub von den Bäumen in den Beeten verteilen, damit die Regenwürmer sie kompostieren können. Glücklich schlägt Milian sein Tierlexikon zu und ist stolz darüber, was er heute am Tag des Regenwurms alles Neues gelernt hat.