Die vier kleinen Schweinchen

Vier kleine Schweinchen

Ein Theaterstück aus der Freien Schule am Park in Wülfingerode

             

Es waren einmal 4 kleine Schweinchen mit den edlen Namen Shanice Chantall, Wolfgang Amadeus, Peggy Sue und Freddy. Sie lebten glücklich und zufrieden auf einen Bauernhof bei Bauer Hubert. Jeden Tag bekamen sie leckeres Futter, wurden gestreichelt, durften auf den Hof herumtollen und Radio hören. Jedes Schweinchen hatte so seine Lieblingsmusik und Radiosender. Die vier kleinen Schweinchen freuten sich jeden Sonntag auf den Abend, denn dann zelebrierte Bauer Hubert seine Liebe zur Musik. Er schaute sich im Fernsehen sämtliche Musiksendungen an. Angefangen von der Schlagerparade gefolgt von Rockpalast, DSDS, Klassik im Schloss und Countrymusik. Die vier kleinen Schweinchen drängten sich in dieser Zeit auf den Hof vor dem großen Fenster des Wohnzimmers, um ja keinen Song zu verpassen. Jedes der Schweinchen hatte so seine Vorlieben. Shanice Chantall träumte von einer Karriere bei TSSS, Thüringen sucht das Superschwein. Wolfgang Amadeus möchte gern einmal in der Zauberflöte als Papageno auftreten. Peggy Sue, die ein Faible für Stimmungs- und Countrymusik hat, würde gern beim nächsten Lollopalooza- Festival dabei sein. Und Freddy liebt Rockmusik. Sein größter Wunsch ist ein Auftritt in Wacken. Sein größtes Vorbild ist Alice Cooper. Als sie wieder einmal vor dem großen Fenster standen und ihren Idolen entgegenschmachteten, hatten die vier Schweinchen einen Traum. Wir werden Stars. Gleich am nächsten Morgen setzten sie ihre Pläne in die Tat um. Shanice Chantall drehte sich den ganzen Tag im Kreis und probierte verschiedene akrobatische Übungen aus. Peggy Sue übte sich im Macarena-Tanz. Wolfgang Amadeus dagegen tänzelte auf den Zehenspitzen, drehte Pirouetten und versuchte sich im Pfeifen. Freddy übte die unterschiedlichsten Sprünge, schüttelte mit dem Kopf, griff in die Saiten seiner Luftgitarre, sprang in die Höhe, fiel auf die Knie und rutschte auf dem Stroh über den halben Hof.

Als Bauer Hubert am späten Abend mit seinem Eimer voller Leckerlis seine letzte Runde über den Hof drehte, fiel ihm vor Schreck beinahe der Eimer aus der Hand. So etwas hatte er in seinen ganzen Leben noch nicht gesehen. Was war mit seinen 4 kleinen Schweinchen los? Ob sie an einer seltenen Krankheit litten? Vielleicht auch noch hoch ansteckend? Tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Wenn ich jetzt den Tierarzt hole, kommt dann vielleicht auch noch das Veterinäramt und was passiert dann mit meinen kleinen Schweinchen? Aber es musste sein. Keine zehn Minuten nachdem er mit dem Tierarzt telefoniert hatte, hielt dieser mit den quietschenden Reifen auf den Bauernhof. Gemeinsam beobachteten sie das wilde Treiben. Der Tierarzt untersuchte dann nach und nach die vier Bentheimer. Er nahm ihnen Blut ab und maß die Temperatur – alles normal. Der Tierarzt gab Bauer Hubert den Rat, die vier kleinen Schweinchen bis zur endgültigen Diagnose vom Hof zu bringen, Quarantäne sozusagen. Unverzüglich holte er den Traktor mit Anhänger und lud die vier Schweinchen, ausreichend Futter und das Radio auf den Hänger und fuhr sie auf die große Wiese am Waldrand. Dort stand auch die Feldscheune vom Bauer Hubert, die ihm schon viele Dinge erwiesen hat, unter anderem als Unterstellmöglichkeit für die Landmaschinen, Einlagern von Saatgut und als Zwischenlager für die Schafwolle, Unterstand für die Tiere bei schlechtem Wetter, Wohnung für Schwalbe und Co.

Die vier kleinen Schweinchen fühlten sich sauwohl. Sie probten die ganze Zeit für ihre großen Auftritte. Bauer Hubert besuchte seine vier Schweinchen regelmäßig. Eigentlich sahen sie sehr gesund aus aber die wilden Sprünge und Schüttelei hatten sie beibehalten. Er hatte schon sämtliche Tierärzte in der Region kontaktiert, aber keiner konnte seinen kleinen Schweinchen helfen. Bauer Hubert sah nur eine Möglichkeit. Er drehte ein Video von seinen Schweinchen und stellte den Film ins Netz, in der Hoffnung, dass es jemand sah, der ihm eine Diagnose für seine Schweinchen geben konnte. Aber mit der Reaktion, die nun folgte, hate Bauer Hubert nie im Leben gerechnet. Tausende Klicks an einen Tag. Sein E-Mail-Fach quoll über von Anfragen und Einladungen für ihn und seine vier Schweinchen zu sämtlichen Fernsehshows, Talentwettbewerben, Castings und Festivals. Und so kam es, dass Bauer Hubert Shanice Chantall zum TSSS Vorentscheid nach Erfurt brachte, Peggy Sue nach Rudolstadt zum Folkfestival und Freddy nach Wacken. Nur Wolfgang Amadeus blieb zu Hause. Nicht das für ihn keine Anfragen kamen, die lagen zu Hauf vor. Nein, er hatte sich ein Stück von seinem Schneidezahn abgebrochen und er konnte nicht mehr pfeifen. Wie sollte er in der Zauberflöte den Papageno spielen, wenn er nicht pfeifen konnte? …

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